Schlesienweg

Schlesienweg


Auftraggeber
öffentlich
Standort
Rhein-Main-Gebiet
Zeitraum
2016-2019
Zeitraum
2015-2017
Status
abgeschlossen
verantwortl. Partner
Martin Wilhelm, Aspasia Maheras


Wohnen in Gemeinschaft

Am Standort Schlesienweg in Dreieich-Sprendlingen wurde ein Wohnangebot für insgesamt 16 Erwachsene mit geistigen und teilweise mehrfachen Beeinträchtigungen geschaffen. Das Gebäude ist für eine uneingeschränkte Rollstuhlnutzung entsprechend der DIN 18040 Teil 2 geplant. Insbesondere Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, soll hierdurch die Möglichkeit gegeben werden, sich in ihrem Wohnumfeld frei bewegen zu können.

Im Erdgeschoss befinden sich zwei Einzelapartments, bestehend aus einem Wohnraum, einem Bad und einer im Zugangsbereich integrierten Kochnische. Als weiteres Wohnangebot befindet sich im Erdgeschoss eine Dreizimmerwohnung für zwei Personen. Die Wohnung besteht aus zwei Individualzimmer, einer Wohnküche und einem Bad. Zentral am Eingang gelegen, befinden sich das Dienstzimmer sowie die Schlafgelegenheit für die Nachtbereitschaft inklusive Duschbad und ein WC für Mitarbeiter. Das Dienstzimmer dient ebenso als Besprechungs- und Anlaufpunkt für Außenstehende.
Das Gebäude wird über ein zentral gelegenes Treppenhaus und über einen Aufzug erschlossen. In den beiden Obergeschossen befindet sich je eine Wohnung für jeweils sechs Personen. Die Wohnungen gliedern sich in zwei unterschiedlich große Unterbereiche, in denen sich im Wesentlichen die Individualzimmer, die Bäder und ein zusätzliches Wohnzimmer befinden, das je nach Bedarf unterschiedlich genutzt werden kann. Im Zentrum der Wohnungen befindet sich der gemeinsame, offen gestaltete Wohn-, Ess- und Kochbereich sowie eine großzügige nach Süden ausgerichtete Terrassenanlage. Der Neubau wurde unter den Vorgaben der Nieder-Ramstädter Diakonie mit Passivhausstandard und vollständiger Nullbarriere errichtet. Es wurde für die Planung ein sehr enger Kostenrahmen durch den Landeswohlfahrtsverbandes gesteckt. Bei Fertigstellung April 2017 lagen die Kosten für die Kgr. 300+400 bei 1,42 Mio Euro brutto für 760 m2 Wohnfläche nach WflV (1868 Euro/m2 Wfl.) und damit trotz der Besonderheit der Ausstattung sogar noch unter Kennwerten z.B. für den geförderten Wohnungsbau (in Bayern derzeit 1920 Euro/m2 Wfl.).

Beim Gebäudeentwurf lag in wirtschaftlicher Hinsicht der Schwerpunkt zum einen auf der Minimierung reiner Verkehrsflächen, insbesondere durch Ausbildung sehr großer Wohngemeinschaften auf der Etage und von aussen erschlossener Apartments im Erdgeschoss. Dadurch entsteht gleichzeitig ein weit gespreizter Wohnungsschlüssel (2 Ein-Personen Apartments, eine Wohnung für 2 Personen, 2 Wohngemeinschaften für jeweils 6 Personen mit zusätzlichen Pflegebädern), der eine große Flexibilität für die NutzerInnen und deren Individualität wie auch Anforderungen darstellt. Innerhalb der Wohngemeinschaften sind zudem Rückzugsbereiche und ein variables Angebot an Gemeinschaftseinrichtungen möglich. Zum anderen wurde auf die Schaffung einer möglichst kompakten Gebäudeform geachtet sowie in der Folge auf qualitätsorientierter Ausnutzung der Aufmassvorschriften der VOB und Erfahrungen mit der Ausgestaltung von Fenstern für Passivhäuser. So wurden übergroße Holz-Alu-Fenster mit niedrigen Sitz- und Ausblicksbrüstungen innerhalb des engen Kostenrahmens möglich, die nun Wohnqualität wie auch Ausseneindruck prägen.

Ebenso wurde das Gebäude als reiner Massivbau mit Ziegelwänden und ohne zusätzliche Dämmsysteme realisiert, eine Bauweise, die bei Berücksichtigung bestimmter Parameter deutlich wirtschaftlicher ist als ein Wärmedämmverbundsystem. Bei der Fassadengestaltung wie auch im Inneren stand der Versuch im Vordergrund, mit – kostengünstiger – Farbe gestaltend zu wirken; das Arbeiten mit Farbe ist allerdings ein Vorgehen, das einen sehr hohen Planungs-, Abstimmungs- und Bemusterungsaufwand erfordert, insofern ist hier der Planer, wie allerdings ja an vielen Stellen beim wirtschaftlichen Bauen, Sponsor niedriger Baukosten.

Die Freiräume des Projektes waren elementarer Bestandteil der Planungen, insbesondere insofern, als der BewohnerInnengruppe eine Vielfalt von abgestuft geschützten und qualitativ unterschiedlichen Aufenthaltsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden sollte. Dies schafft das Gebäude selber durch Bildung sehr großer, eingezogener und geschützter Veranden sowie eines überdachten, südorientierten Eingangsbereiches. Rückseitig wird der geforderte 2. bauliche Rettungsweg ergänzend zur Erschliessung des Gartens auch aus der Etage doppelgenutzt.


Standort: Dreieich
Kategorie: Neubau // gemeinschaftliches Wohnen
LPH: 1-9
Umfang: 1.141 qm BGF
Status: abgeschlossen
Projektbeteiligte: ST Brandschutz / inPlan Ingenieurbüro TGA GmbH / STU Ingenieure für Bauwesen
Fotos: Christoph Kraneburg

verantwortl. Partner: Aspasia Maheras, Martin Wilhelm
Team: Iris Jaremko, Moran Lev