Station Sicht, Wetterpark

Station Sicht, Wetterpark

in Kooperation mit unit design Frankfurt


Auftraggeber
öffentlich
Standort
Rhein-Main-Gebiet
Zeitraum
2006-2010
Zeitraum
2006
Status
abgeschlossen
verantwortl. Partner
Jan Schulz


„Station Sicht“

Projektbericht
Vor dem Hintergrund der zukünftigen Identitätsentwicklung der Stadt Offenbach entstand in der Stadtplanungsabteilung 2001 der Gedanke, durch einen Erlebnisraum zum Thema Wetter den Titel „Wetterstadt“ zu stärken. Offenbach ist der Sitz des Deutschen Wetterdienstes, hier fließen alle Klima- und Wetterdaten zusammen und werden ausgewertet, verarbeitet und Wetterprognosen erstellt.
Die beteiligten Institutionen Stadt Offenbach, Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main und Deutscher Wetterdienst bewarben sich 2002 erfolgreich mit einer Konzeptstudie bei der EU im Rahmen des „Europäischen Rahmenprogramm Interreg IIIB, Sustainable und Accessible Urban Landscape (SOS) in North West Europe: Using landscape identity in spatial planning and regional Marketing“.

Kooperation
Die Kooperation ist mit den Aufgaben gewachsen und hat sich über den Verlauf des Projektes immer wieder neu definiert. Seinen Ursprung findet die Kooperation in einer gemeinsamen Idee, die sich mit viel Engagement und Überzeugungskraft der beteiligten Akteure entwickeln konnte. Die Idee, den Wetterpark zu realisieren bildete die Basis der Kooperation. Entscheidend für den Erfolg war die Bereitschaft aller Partner sich gemeinsam den gestellten Problemen zu stellen, unkompliziert Lösungen zu finden und damit Hindernisse zu überwinden. Die Partner arbeiteten gleichberechtigt an Konzeption und Planung, Abstimmung wurde im wöchentlichen Jour-Fixe gefunden. Eine Arbeitsteilung erfolgte entlang von Spezialaufgaben. Der Planungsverband organisierte den Kontakt zum europäischen Förderprojekt, die Stadt Offenbach klärte das kommunale politische Umfeld und integrierte übergeordnete stadtplanerische Entwicklungsabsichten und der Deutsche Wetterdienst brachte die wissenschaftliche und technische Beratung in Themenkommunikation und Meßstation mit ein. Die Kooperation hat sich freiwillig, mit dem Willen das Projekt zu realisieren gefunden. Im Zuge der Planung wurde die Zusammenarbeit in einem Vertrag geregelt. Er klärte die Finanzierung sowie Rechte und Pflichten der Kooperationspartner. Die Kooperation von 3 öffentlichen Trägern mit völlig unterschiedlichem Hintergrund – nämlich national, regional, kommunal – erzeugte auch einen erhöhten Organisations- und Abstimmungsaufwand. Gleichzeitig bildete die Kooperation eine sichere und breite Basis, sowohl für die Finanzierung als auch für die politische Durchsetzung.
Die Kooperation betreut heute Betrieb und aktuelles Programmangebot durch eine Lenkungsgruppe. Sie gewährleistet die Koordination aller Veranstaltungen, Führungen und Unterhalts- und Pflegemaßnahmen. Gleichzeitig werden den Ideen des Projektes weiterentwickelt.

Innovationsgehalt
Zentraler Moment das Projektes – und Grund auch für die europäische Förderung – war der Gedanke, städtische Identitätsbildung mit der Sicherung von Grünraum für die stadtnahe Frischluftzufuhr in einem landschaftsbildenden Projekt zu verbinden. Städtebaulich wurde eine Lage gewählt, die zum Einen perspektivisch als Freizeit- und Erholungsraum entwickelt werden soll und zum Anderen durch den Wetterpark eine Scharnierfunktion für die benachbarten Quartiere bildet.
Um die Identifikation in der direkten Nachbarschaft des Realisierungsortes zu fördern wurde schon während der Planung auf Initiative der Stadt Offenbach eine Patengemeinschaft gegründet, die in Realisierung und Pflege mit eingebunden ist. Teilnehmer sind interessierte Bürger, die Mitglieder des Tierschutzvereins, die Siedlergemeinschaft Tempelsee und weitere.
Das Konzept der Themenvermittlung ist innovativ: Es verbindet räumliche Exponate, die anschauliche Erlebnisse erzeugen und zum Teil interaktiv durch den Besucher Erfahrungen erzeugen mit fundierter wissenschaftlicher Erläuterung. Eine wichtige Zielgruppe in der Konzeption waren Kinder- und Jugendliche.
Ein Großteil der Besucher stellen Familien oder Schulklassen dar, die mit besonderen Unterrichtsmaterialien den Wetterpark besuchen können. Damit löst der Park auch seinen Bildungsanspruch ein. Der Eintritt ist frei, Führungen für Gruppen werden günstig angeboten.
Gestalterisch nimmt der Wetterpark Bezug zu Skulpturenparks, seine Exponate erinnern an sogenannte “Follies”. Für Konzeption und Design hat er schon mehrere Auszeichnungen erhalten und wurde vielfach publiziert. Der Wetterpark gilt als internationales Referenzprojekt des Public Design.

Impulswirkung
Mit dem Wetterpark hat sich das Bewusstsein für den Buchügel innerhalb von Offenbach grundlegend verändert. Begleiteten ursprünglich Bürgerproteste die geplante Ausweisung von Wohn- und Gewerbegebiete, so hat sich der Buchhügel heute als Freizeit- und Erholungsgebiet etabliert. Aktuelle Planungen sollen das Angebot mit einem Besucherzentrum und dem Umzug der Kinder- und Jugendfarm erweitern. Seine Ziele hat der Wetterpark erreicht. Über 20.000,- auch überregionale Besucher und ein hoher Zuspruch der direkten Nachbarn in den Quartieren zeugen davon.
Der Wetterpark ist heute eine weitere Attraktion innerhalb des Regionalparks Rhein-Main und trägt damit zum Regionalbewusstsein bei. Das Thema Wetter konnte durch die vielfältige Aktivitäten rund um den Wetterpark neu in der Stadt verankert werden und stärkt die Wahrnehmung Offenbachs als Wetterstadt.
Weitere Förderer konnten gefunden werden, zum Beispiel Eumetsat, die ein Modell eines Satelliten für die Erweiterung der Ausstellung zur Verfügung stellen. Mit der im Park abgehaltenen Veranstaltungsreihe “Die blau Stunde” bietet die Stadt mit Kooperationspartnern interessante Vorträge oder Vorführungen.

Finanzierung
Der Wetterpark wurde europäisch gefördert. Die gesamte Baumaßnahme wurde mit rund 201.400,- € im Rahmen des Interreg III B gefördert. Der Deutsche Wetterdienst konzipierte die Messstation und das Messfeld und beteiligte sich an der Finanzierung mit rund 100.000,- €. Rund 333.000,- € brachten zu 2/3 der Planungsverband und 1/3 die Stadt Offenbach auf. Der Planungsverband übernahm die Bauherrschaft in enger Abstimmung mit der Stadt Offenbach, die die Eigentümerin des Geländes ist.

Baukultur
Wesentliches Ziel der Planung war es, den Wetterpark als Naturraum zu belassen. Mit behutsam und präzise eingesetzten Mitteln wurde eine ca. 20.000 qm ursprünglich unbeachtete Brachfläche, die zum Teil als Stadtgärtnerei genutzt wurde zu einer Erholungslandschaft mit Stationen zur Vermittlung und zum direkten Erleben von Wetterphänomenen umgestaltet.
Bei der Planung wurde besonders darauf geachtet den umgebenden Landschaftsraum weitgehend unangetastet und natürlich zu belassen. Gleichzeitig wurden die Pflanzreihen der ehemaligen Baumschule bewusst als Spuren des Geländes in die Gestaltung integriert. Ein sich kurvender Wege eröffnet immer neue Blicke in die Landschaft, von ihm führen stegartige Wege zu den Exponaten.
Die Exponatinstallationen und erläuternden Grafiken sind speziell für den Wetterpark entwickelt und vermitteln dem Besucher die komplexen Zusammenhänge des Wetters und deren wissenschaftliche Hintergründe in verständlicher Weise. Die Gestaltung weist durch alle tangierten Disziplinen eine hohe Geschlossenheit auf

Kooperation bei den beteiligten Planern
Auch für die Planung des interdisziplinär konzipierten Wetterparks mussten besondere Kooperationsmodelle gefunden werden. Das Frankfurter Designbüro unit-design erhielt den Auftrag für Konzept und Entwurf und leistete die künstlerische Oberleitung für die einzubindenden Fachplaner. Für Ausführung und Realisierung wurde die ARGE Wetterpark gegründet mit unit-design und bb22 architekten + stadtplaner. Das Büro Götte betreute die Landschaftsplanung, Ewald und Lange Ingenieure, die Tragwerksplanng für den Turm.

Beratung bei der Gesamtplanung / Planung und Realisierung „Station Sicht“


Standort: Offenbach
Kategorie: Landschaftsplanung und Ausstellung
Status: abgeschlossen
verantwortl. Partner: Jan Schulz