„ehemaliges“ Brauereigelände Willich

Brauereigelände Willich


Auftraggeber
öffentlich
Standort
national
Zeitraum
2016-2019
Zeitraum
2017
Status
abgeschlossen
verantwortl. Partner
Jan Schulz

 


Städtebauliches Konzept

Der zentrale Gedanken bei dem Entwurf besteht in der Wiederherstellung von angemessen proportionierten Straßenräumen mit belebenden Nutzungen in der Erdgeschosszone.
Die größte Fehlstelle im historischen, gewachsenen Stadtgefüge ist momentan der große Parkplatz zwischen dem historischen Ensemble um Marktplatz und die Kirche St. Katharina im Westen und dem Rewe-Markt im Osten.
Da der Parkplatz zwingend zu erhalten ist, wird mit diesem Konzept vorgeschlagen, den bestehenden Parkplatz mit einem Wohnhof zu überbauen und damit gestalterisch und funktional aufzuwerten.

Durch die neue Bebauung entstehen auf allen vier Seiten der neuen Bebauung Straßenquerschnitte, die sich gut in das Stadtbild in Willich einfügen, räumlich gefasst und von einer angemessenen Maßstäblichkeit geprägt sind.
Entlang der Grabenstraße wird, soweit dies in einer ersten Planungsphase möglich ist, zusätzlich die westliche Blockkante wiederhergestellt. In einem zukünftigen Planungsschritt wäre die weitere Schließung der Straßenkante nach Norden wünschenswert.
Die Grabenstraße selber wird soweit möglich vom motorisierten Verkehr entlastet und zu einer verkehrsberuhigten fußgängerfreundlichen Zone aufgewertet.
Nördlich des Wohnhofes wird zunächst die bestehende Bebauung zurückgebaut und durch eine neue, kleinteilige Bebauung mit townhouse-artigen Gebäuden ergänzt, die kleine Vorgärten zu der platzartigen Vorzone erhalten. Eine fußläufige Wegeverbindung zur Friedrichstraße im Norden könnte in einem zukünftigen Planungsschritt angedacht werden.
Die Fuge zwischen Wohnhof und Rewe-Markt wird durch eine Vertikalerschließung aktiviert, die zu Freizeit- und jugend-affinen Nutzungen auf dem Dach und in der bisher brachliegenden Obergeschosszone des Marktes führt. Dachgärten, Sonnendeck, Photovoltaik-Anlagen etc. können zur Gestaltung der Dachflächen eingesetzt werden. Freiraumplanerische Maßnahmen wie Gestaltung des Bodenbelags und Außenraummöblierung werten den Raum zu einer öffentlichen Aufenthaltsfläche auf.
Auch die Brauereistraße erhält durch die bauliche Besetzung des Parkplatzes einen neuen, angemessenen Querschnitt. Die gegenüber der Straße leicht zurückweichende Bebauung des Wohnhofes lässt die Sicht auf den Rewe-Markt frei, so dass der räumliche Zusammenhang und Blickbezug zwischen den beiden „Polen“ Marktplatz und Einkaufsmarkt gestärkt wird.

Mobilität, Verkehrskonzept

Für die Planung wird der gegenwärtige Stellplatzbedarf für den Rewe-Markt zunächst als fix angesehen. Im Zuge eines sich verändernden Mobilitätsverhaltens lässt das Konzept jedoch eine nachträgliche Umnutzung der Parkebene zu.
Die Zu- und Ausfahrt zu dem Parkplatz ist ausschließlich von der Brauereistraße möglich, um die Verkehrsbelastung auf der Grabenstraße möglichst gering zu halten. Neben dem Durchgangsverkehr auf dieser Straße ist hier lediglich die Zufahrt zu den Bewohner- und Kurzzeitparkplätzen im Norden vorgesehen.
Neue Tiefgaragen unter der ehemaligen Alte Brauerei-Passage sowie unter der Blockrandergänzung Brauereistraße / Grafenstraße sichern den durch die bauliche Nachverdichtung entstehenden Stellplatzbedarf.
Angebote für Elektromobilität sind in das Konzept integrierbar und könnten z.B. aus der PV-Anlage auf dem Dach des Rewe-Marktes gespeist werden.

Bebauungskonzept Wohnhof

Die Stadt wird über den Parkplatz auf die Ebene +1 gehoben.
Drei großzügige, leicht auffindbare Zugänge von Grafenstraße, Brauereistraße und gegenüber des Rewe-Marktes erschließen den gemeinschaftlich genutzten Wohnhof mit Spielnutzung, Gartenflächen und Aufenthaltsbereichen.
Als „Fundament“ der Bebauung ist eine kastenartige Konstruktion vorstellbar, in der alle technischen Installationen integriert sind.
Die Ebene darüber ist analog zu dem historischen Stadtgrundriss kleinteilig parzelliert. Es gibt unterschiedliche Gebäudemodule mit drei verschiedenen Standardbreiten, entweder mit Satteldach oder als Flachdach mit ausbaubarer Dachterrasse oder -garten. Sowohl Sattel- als auch Flachdachgebäude passen sich in ihrer Materialität an die ortstypischen Ziegelfassaden an. Die Erdgeschosszone der Parkebene ist mit einer perforierten Ziegelwand umhüllt.
Jedes Gebäudes entspricht einer Wohneinheit und wird über den gemeinschaftlichen Wohnhof erschlossen. Damit wird der Traum vom eigenen Haus mit den Vorteilen einer innerstädtischen Lage kombiniert.


Standort: Willich
Kategorie: Städtebau // Wettbewerb, 2.Platz
Umfang: 2,8 ha
Status: abgeschlossen

verantwortl. Partner: Jan Schulz
Team: Laura Hennig, Enis Özartan, Johanna Schulte, Eva Sydow