Leukertsweg Langen (Hessen)

Wohnen am Leukertsweg Langen(Hessen)


Auftraggeber
öffentlich
Standort
Langen, HE
Zeitraum
2016-2019
Zeitraum
2018
Status
abgeschlossen
verantwortl. Partner
Jan Schulz


Kurzbeschreibung:
Lebendigkeit und Vielfalt kennzeichnen den neuen Lebensort am Rande Langens und im Übergang zur noch überwiegend agrarisch geprägten Kulturlandschaft, die durch ihre kleinmaßstäbliche Parzellierung und Raumbildung besticht. Das neue Quartier am Leukertsweg bietet eine Chance, das bestehende Potential des Ortes weiterzuentwickeln und vielfältige Formen der Freiraumnutzung unter Einbeziehung der neuen Anwohner zu generieren.
Künftig wird die dezentrale Nahrungsmittelproduktion in der Stadt mehr Bedeutung erlangen. Hier kann dies direkt vor der Haustür stattfinden. Kleine Privatgärten am Haus, gemeinschaftlich organisiertes Gärtnern in Grabelandflächen, Obstgärten, Imkergärten und mögliche Kooperationen mit örtlichen Landwirten eröffnen vielfältige Chancen. Eine weitere Freizeitqualität kann über eine Ergänzung und Erweiterung des bestehenden Wegenetzes erreicht werden. Spiel- und Sportaktivitäten wie Joggen, ein Fitnessparcour und Aktivitäten für Kinder und Jugendliche werden punktuell in den bestehenden Strukturen ergänzt. Und schließlich bietet das Thema Naturerlebnis die Möglichkeit, durch kleine planerische Interventionen im Naturraum vielfältige Aktionsräume zu schaffen.
Die Grünzüge innerhalb der Bebauung zeichnen sich durch eine klare und robuste Struktur aus. Sie folgen der Organisationsstruktur der Baufelder. Wasser wird im neuen Wohnquartier Langens zum identitätsstiftenden Gestaltungselement. Anfallende Dachwässer werden über offene Rinnen in eine die Grünzüge begleitende Wasserachse geleitet, die schließlich in einen Versickerungsteich mündet. Die Promenande am Wasser wird zu einem Freiraumelement, das sich aus der Versickerungthematik entwickelt und damit zu einem funktional logischen Bestandteil der Planung.


Beurteilung durch das Preisgericht:
Dem Entwurf gelingt die städtebauliche und landschaftsplanerische Einbindung in hervorragender Weise, indem er den Stadtrand in bestechender Weise arrondiert, dadurch eine klar ablesbare Kante zum angrenzenden Freiraum und zugleich des neuen Quartiers definiert. Dieser bleibt in beide Richtungen durchlässig, während die Baumasse zum Kern hin konsequent zunimmt. Kritisch werden die über den Quartiersrand hinausragenden Solitärbauten hinsichtlich ihrer Anzahl, Lage und Größe gesehen. Wünschenswert wäre stattdessen die Befassung mit der Randlage der Zeilenbauten im östlichen Ideenteil gewesen.
An die das neue Quartier diagonal durchziehende Wegeverbindung schließen sehr gelungen Bestand, Quartier und Landschaftsraum gleichwertig und verbindend an, auch wenn sie in ihren Proportionen zu Lasten der räumlichen Qualität deutlich zu stark ausgebildet ist. Städtebaulich nicht überzeugend sind die Anzahl, Lage und Größe der Hochpunkte entlang derselben. Insbesondere was das Verhältnis der Baumasse zur Freifläche betrifft. Die Menge der dortigen Erdgeschossnutzungen erscheint sehr schwer zu realisieren, die ohnehin zu kleine Kindertagesstätte ist bei den bestehenden Schulen funktional richtig gewählt. Die begrüßenswerte Vielfalt der angebotenen Gebäudetypen wird bei näherer Betrachtung getrübt durch Defizite bei den jeweils zugeordneten Nutzungen. Atrien und Punkthäuser wirken zu klein, Ecksituationen bei Gebäudewinkeln nicht gelöst, die Gebäudeausrichtungen nicht durchdacht.
Auch für den Landschaftsraum wird eine interessante Vielfalt an Nutzungen vorgeschlagen, jedoch ohne schlüssiges Gesamtkonzept. Zumal die geforderten ökologischen Qualitäten dabei verhältnismäßig hinter die Nutzungen zurücktreten. Zu viele Wege führen ohne nachvollziehbares Wegekonzept in und durch den Freiraum, zugleich wurde die notwendige Erschließung der dortigen Nutzungen nicht bedacht. Einige randständige Gebäude stehen zu dicht am dortigen Naturschutzgebiet. Dort angeordnete offene Wasserflächen wären eher als Versickerungsflächen geeignet.
Eine untergeordnete, ergänzende äußere Anbindung an die Zimmerstraße wird positiv bewertet, die innere Ringerschließung des Quartiers selbst ist sehr funktional und wirkt zugleich adressbildend. Obwohl eine Wendemöglichkeit fehlt, ist die Erschließung der nördlichen Kindertagesstätte gut gelöst. Der vorgeschlagene Mobilitätshub liegt gut angebunden und gleichzeitig sehr zentral. Zu bedenken ist, dass die entlang der Straße angeordneten Parkplätze nicht als nachzuweisende Stellplätze herangezogen werden können und Tiefgaragen aufgrund der Bodenbeschaffenheit teilweise ggf. nicht zu realisieren sind. Für den Fuß- und Radwegeverkehr ist die Flächeninanspruchnahme der Platzflächen entlang der Diagonalen erheblich zu umfangreich.
Die funktionalen Anforderungen sind erfüllt, der Entwurf erscheint planungsrechtlich umsetzbar. Im Rahmen der Vorprüfung wurde die Einhaltung der obgleich fragwürdigen Dichtevorgaben der Regionalplanung von 35-50 Wohneinheiten je ha bestätigt. Insgesamt überzeugt der Entwurf mit einer soliden städtebaulichen Figur, der auch im Landschaftsraum mit vielfältigen, aber nicht gänzlich überzeugenden Nutzungszuordnungen angereichert ist. Diese wären hinsichtlich des Zukunftspotentials des Entwurfs auch bezogen auf energetische, gesellschaftliche, ökologische Aspekte und Nachhaltigkeit noch weiterzuentwickeln.


Kategorie: Städtebau // Wettbewerb
Auszeichnung: 2. Platz

Team: Alexandra Camara, Karla Krauss, Enis Özartan, Johanna Schulte, Eva Sydow