Quartiersentwicklung Diakonische Heime, Gifhorn

Quartiersentwicklung Diakonische Heime, Gifhorn


Auftraggeber
öffentlich
Standort
Gifhorn
Zeitraum
2016-2019
Zeitraum
2016
Status
abgeschlossen
verantwortl. Partner
Jan Schulz


Kurzbeschreibung:

Im Jahr 2015 begann ein offener Planungsprozess, bei dem – angestoßen vom Heidelberger Büro innovatio in Zusammenarbeit mit bb22 architekten + stadtplaner Frankfurt – grundsätzliche Entwicklungsstrategien für den Standort Kästorf untersucht und diskutiert wurden. In einem ersten Schritt wurden gemeinsam mit dem Vorstand der Dachstiftung sog. „Leitgedanken“ formuliert.Die Diakonischen Heime in Gifhorn-Kästorf sind neben dem Stephansstift/Hannover der zweite große, historisch gewachsene Komplexstandort der Dachstiftung Diakonie. Die Diakonischen Heime Kästorf verstehen sich als evangelisch geprägte Einrichtung, deren traditionsreiche Geschichte 1883 in der Gründung der „Arbeiterkolonie Kästorf“ als Einrichtung der Wohn- und Arbeitshilfe für umherziehende wohnungslose Männer begonnen hat. Im Hinblick auf die Komplexität, die sich mit dem Anliegen einer Weiterentwicklung des Standortes Kästorf verbindet, gilt es so zunächst, nach den spezifischen Zielen und Motiven des geplanten Entwicklungsvorhabens zu fragen. Diese sind im Hinblick auf die Entwicklung des Standortes der Diakonie Kästorf offensichtlich sehr vielschichtig, stehen zum Teil in einer bestimmten Interdependenz zueinander oder schließen sich aus; sie werden sich mit fortschreitender Planung verändern, ausdifferenzieren und konkretisieren.Jeder Planungsprozess dieser Dimension und Komplexität ist in einer solch frühen Phase von dem Dilemma gekennzeichnet, einerseits einer starken „Vision“ folgen zu müssen, damit man sich nicht in den vielen Teilaspekten „verliert“ – und andererseits ergebnisoffen zu bleiben, solange die meisten der bestimmenden Parameter noch nicht einmal hinreichend untersucht sind.

Diesem Widerspruch wird hier mit der Formulierung von „Leitideen“ begegnet: Basierend auf den ersten Analyseschritten und gesammelten Erkenntnissen werden konzeptionelle Ansätze zusammen mit ersten atmosphärischen Skizzen für die jeweiligen räumlichen Zusammenhänge dargestellt, ohne dass hiermit der Anspruch verbunden wäre, dass ein späterer Entwurf genauso aussehen müsste, oder dass sich eine solche Idee nur an diesem Ort oder für jene Nutzergruppe realisieren ließe.Es handelt sich um erste Ideen, die kritisch diskutiert werden sollten und sich so schrittweise in eine konsistente Planung überführen lassen.
Die landschaftliche Prägung und starke Durchgrünung stellt eine der größten Ressourcen für die Entwicklung eines besonderen Wohnquartiers in Kästorf dar. Das scheinbar beziehungslose Nebeneinander der existierenden Wohn- und Betreuungseinrichtungen kann durch einen gestalteten landschaftlichen Rahmen stärker zusammengebunden werden. Gleichzeitig liefert ein städtebaulich-landschaftlicher Rahmen die Voraussetzung für unterschiedlichste Umbau-, Erweiterungs- und Nachverdichtungsszenarien.

Bauliche Anlagen und Freiräume der DHK präsentieren sich heute zusammenhanglos und unübersichtlich. Es mangelt an einer Adresse für Besucher von Außen und an einer klaren Orientierung im Gelände sowie an wiedererkennbaren, Orientierung stiftenden Siedlungs-Strukturen und Außenräumen.


Als wenig repräsentative Eingangssituation stellt sich aktuell auch der Bereich zwischen Kirche, Verwaltungstrakt und historischer Villa dar, der von Zufahrtswegen und Stellplätzen geprägt ist.
Durch die Bündelung öffentlich wirksamer, zentraler Nutzungen (Gastronomie, kulturelle Nutzungen in der Kirche, Kindergarten, o.ä.) und durch eine ansprechende Platzgestaltung ließe sich hier mit überschaubarem Aufwand ein wichtiger Impuls für die Weiterentwicklung zu einem gemischten und inklusiven Quartier Kästorf schaffen.


jüngere planerische Vorgeschichte

Entwicklungspotenziale für das Gesamtareal

In einer ersten Analyse der vorgestellten Projektentwicklung haben sich drei Schlüsselansätze zu einer nachhaltigen Verwirklichung des Gesamtvorhabens herauskristallisiert:

1. Die Entwicklung innovativer Wohnformen, die in ihrer Gesamtheit von den üblichen regionalen Siedlungsmustern abweichen und ein Alleinstellungsmerkmal für die stufenweise Nachverdichtung des Geländes vorstellen.

2. Die Bewusstmachung und akzentuierte Gestaltung des umgebenden Landschaftsraumes durch ein integriertes Zusammenspiel von Landschaftsarchitektur und Städtebau. Hierbei wird es wohl auch die Aufgabe sein, den bestehenden Siedlungsstrukturen stärker ein öffentliches Gesicht und damit eine „Adresse“ zukommen zu lassen.

3. Die besonderen Chancen, die sich am Standort Kästorf durch die Mischung von Wohnen und Arbeiten ergeben (Vermeidung eines Schlafdorfs), müssen in ihrer Bedeutung erkannt und in die zukünftige Entwicklungsplanung integriert werden.

Daraus abgeleitete Vorschläge für die städtebauliche Weiterentwicklung:– Ergänzung der bestehenden Nutzungscluster im Westen und Einbettung in ein Campusartiges Setting, Landschaftsbild, Zonierung, Rahmen aus öffentlichen und halböffentlichen Bereichen zur Orientierung, Definition von schutzbedürftigen und zugänglichen Bereichen, etc.

– Ausbildung einer neuen Quartiersmitte an der zukünftigen Kultur-Kirche, Ansiedlung kleinteiliger Infrastruktur, Sport-Flächen als „soziale Brücken“ in die Stadt, Adressbildung im Großen und im Kleinen, Umgang mit dem Straßenraum der Hauptstraße als Schwelle und verbindendes Element,

– Zusammenspiel von gewerblichen und Wohnnutzungen (Auseinandersetzung mit der BauNVO), Holzbau als neues wirtschaftliches Standbein, als neuer Bereich der Weiterqualifizierung sowie Nukleus für die bauliche Erweiterung und Umstrukturierung,

– Arrondierung der EFH-Gebiete im Süden und Osten mit neuen verdichteten Formen kleinteiliger Wohnhäuser („EFH-Plus“)


Kategorie: Quartiersentwicklung // Entwicklung Diakonischer Heime